Mitwirkende Moderation: Tim Schomacker Gast: Erwin Miedtke
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Mehr als nur relativ ordnungsliebend
„Ich dürfte heute noch drei Tage eine Apotheke leiten", sagt Erwin Miedtke. Sein Pharmazie-Studium hat er abgeschlossen, dann aber einen anderen Weg eingeschlagen. Dass er „relativ ordnungsliebend" ist, half sicher in beiden Fällen. Auch in seinem jetzigen Beruf. Der 1951 in Bremen geborene Miedtke gehört zu jenen Menschen, bei denen man sofort merkt: Bibliothekar sein bedeutet weit mehr als Bücher und Räume verwalten. Seit gut dreißig Jahren ist Miedtke bei der Bremer Stadtbibliothek. „Ich habe in Hamburg Bibliothekswesen studiert. Einer der Dozenten war der Leiter der Bremer Bibliothek, ein Experte für Bibliotheksbauten, bei dem habe ich dann auch meinen Abschluss gemacht."
Der Umzug ins ehemalige Polizeihaus am Wall - eine interessante Aufgabe für den inzwischen zum Vizedirektor der Stadtbibliothek gewordenen Buch-Raum-Fachmann. Seit 33 Jahren arbeitet Miedtke mit Bremen und Büchern. Aber wie kam das mit den Büchern eigentlich? Es wurde ihm zum richtigen Zeitpunkt auf den Kopf zugesagt: „Ich habe von Freunden zum Geburtstag ein Buch von Camus bekommen." Die Freunde wussten: Bücher und Miedtke passen zusammen. Das war das Aus für Tiegel und Pillenröllchen. Außerdem „habe ich gemerkt, dass man als Apotheker irgendwann doch im Verkauf endet. Die einzige Alternative wäre gewesen, in die Forschung zu gehen. Das kam für mich aber nicht in frage." Schließlich: „Ich habe einen wunderbaren Deutschunterricht genossen." Wie man das macht und was davon vielleicht in die Gegenwart zu retten ist, dürfte ein interessantes Gesprächsthema für das Schwankungen-Radiofrühstück sein.
1975 ging Miedtke zusammen mit vier Freunden nach Bremen zurück. „Eigentlich wollte ich das gar nicht unbedingt. Aber die WG, die wir gegründet haben, war eine interessante Perspektive, genau wie die Arbeit." Die Skrupel mit Blick auf eine mögliche Bremer-Rückkehr speiste sich aus einem ausgeprägten Berlin-Blick, den Erwin Miedtke schon als Kind hatte. Seine Eltern kamen aus Berlin, der Vater war Ingenieur bei der Eisenbahn. Besuche bei Verwandten brachten früh Großstadterfahrungen. Apropos Erfahrungen. Mit denen hört es auch mit Mitte Fünfzig noch lange nicht auf. „Ich denke, dass ich immer ganz viel Verschiedenes lernen und wissen möchte - so wie mein verstorbener Freund Heinrich Goertz, der sich mit 93 Jahren intensiv mit Technomusik auseinander gesetzt hat."
Was er mit Marcel Proust gesprochen hätte und was mit seinen Großeltern, wo die Faszination an Nordafrika liegt, warum Walter Kempowskis Sortierverfahren zu den eindrucksvollsten der Gegenwartsliteratur gehören und wie man Freundschaften über Jahrzehnte aufrecht erhält, erzählt Erwin Miedtke am kommenden Sonnabend beim Radiofrühstück in der Schwankhalle. Zwischen 11 und 13 Uhr ist er bei Moderator Tim Schomacker als Kulturkopf zu Gast. Live zu hören auf UKW 92,5 oder per Stream und Podcast unter www.kulturkoepfe.de (tsc) |
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